Slot Machines oder auch Spielautomaten
Diese Ausdrücke sollten Sie kennen: »Großes Spiel«, Lebendspiel-Bereich oder Life-Games, »Kleines Spiel« oder Automaten-Bereich.
Roulette, Black Jack und Baccara gehören zum »Großen Spiel«. Die elektronischen Geräte und sogenannten einarmigen Banditen werden als »Kleines Spiel« bezeichnet. Mit den prasselnden Münzen und bunten Lichtern machen immer mehr Casinos in aller Welt das ganz große Geschäft. Weil sich die Walzen mit den funkelnden Symbolen schnell und unkompliziert drehen, wie eine
Armee von Taschendieben auf Beute lauern. Dank der »Slot-Machines« erreichte Hamburg den höchsten Brutto-Spielertrag (etwa 66 Millionen Mark) aller deutschen Casinos und verdrängte Baden-Baden von der Spitzen-Position.
Hamburg macht Millionen mit Slots
Tische und Automaten sind in Europa zumeist getrennt untergebracht. Nicht zuletzt wegen des hohen Lärms, den Hebel- und Knopfdruck-Apparate erzeugen. Um bei Hamburg zu bleiben: Das »Große Spiel« befindet sich im neunten Stock des Luxus-Hotels »lntercontinental«. Die chrom- und lackblitzenden Maschinen stehen im Hotel »Graf Moltke« am Steindamm. Die Spielbank Berlin, im Europa-Center etabliert, errichtete Anfang 1984 für ihre 102 Automaten im Erdgeschoss des Hotels Steigenberger eine Depandance (250 qm groß). Mindesteinsatz: eine Mark, Eintritt zwei Mark.
Die Kästen, in acht Reihen nebeneinander, surren schon ab 10 Uhr früh. Sie sind doppelt durch Schlösser gesichert. Einen Schlüssel verwahrt die Spielbank, den anderen verwaltet das Finanzamt. Nur gemeinsam kann das Geld entnommen werden. Im Oktober 1981 schuf die Spielbank Bad Homburg einen zweiten Eingang. Der führt zum »Kleinen Spiel«, zu 50 Geräten im Parterre und auf der Galerie. Hier wechselte am 21. Mai 1985, um 22.50 Uhr, eine dunkelblonde Sekretärin im rosa Seidenblouson 200 Mark in silberne Automaten-Chips. Ohne Wissen ihres
Ehemannes, der Glücksspiele ablehnt, zog sie am Hebel des einarmigen Banditen. 15 Minuten später erdröhnte ein ohrenbetäubendes Sirenengeheul. Fünfmal die rote » 7 « in einer Reihe. Die Dame aus dem Taunus war mit 40 Mark Einsatz 1 010 665 Mark reicher. Sie hatte den Super-Jackpot geknackt.
Die Jagd auf den Jackpot
Der Jackpot, ein Riesen-Gewinn bei niedrigem Einsatz, fördert wesentlich die steigende Beliebtheit des Walzen- und Elektronik-Spiels. Dabei handelt es sich um eine Automaten-Insel, die aus mehreren Geräten besteht. Fünf Prozent von jedem Einsatz, der in diese Apparate eingeworfen wird, wandert in den Jackpot. Dessen jeweilige Höhe zeigt eine Leuchttafel an. Wenn aufeiner der zusammengeschlossenen Maschinen viermal bzw. fünfmal (nach Fabrikat verschieden) die » 7 « erscheint, hat man gewonnen.
»Jackpot« taufte auch die Spielbank Konstanz am 18. Januar 1984 ihren zweiten »Geräteschuppen« (240 qm groß). Die 22 Roulette- und 15 »Aristocrat«-Maschinen lauern sinnigerweise direkt neben dem Finanzamt. Zu ihnen haben auch Einheimische ab 21 kostenlosen Zutritt. »Das Spiel an den Automaten hilft den Menschen Entwicklungskrisen, Spannungsstaus und Depressionen
zu überwinden«, meint der amerikanische Wissenschaftler Professor John Hopkins. Als die Bayerischen Spielbanken 1961 »One-armes bandits« in ihr Angebot aufnahmen, waren sie dem Eisenarm-Boom weit voraus. Warum in Europa die farbigen Bilder mit Orangen, Melonen und Pflaumen immer populärer werden, hat natürlich auch andere Ursachen. Bei den gefräßigen Automaten besteht weniger Schwellenangst als beim formellen und vornehmeren »Großen Spiel«. Wer sich mit einem Gerät beschäftigt, braucht sich weder mit Croupiers noch Mitspielern auseinanderzusetzen.
Intelligente Slot-Machaines
Der Zustrom zu den »Slot Machines« signalisiert die zunehmende Isolation des einzelnen Menschen und dessen mangelnde Bereitschaft zur Kommunikation. »Spielautomaten sind Produkte unserer heutigen Freizeitgesellschaft, zu nichts verpflichtende Kontaktmaschinen, die Entspannung und Unterhaltung bieten«, bemerkten die »Casinos Austria« am 1. Juni 1985, bei der zweiten Teileröffnung von Graz. »Am Automaten ist jeder sein eigener Herr«, argumentiert Joachim Dieckhaus, Repräsentant von »Bally«Geräten. »Für ein paar Mark Einsatz bieten unsere Spielbanken die Chance für das große Glück des kleinen Mannes. Und damit auch jeder an seiner Gewinnfreude teilhaben kann, alarmiert der Automat sein gutes Tun durch Klingeln, Rasseln und Lichtsignale, und natürlich den so beliebten Klang der fallenden Gewinnmünzen. Wenn er einnimmt und der Spieler verliert, dann ist der Automat still und stumm. Nur ein Lämpchen flackert auf: Die nächste Münze einwerfen« verleiht das Fach-Magazin »Roulette« Tasten und Mikroprozessoren menschliche Züge. Danach heischen auch die »Schausteller« von Las Vegas. Sie beleben die Reih&Glied-Monotonie durch sprechende »Geldabknöpfer«. Metallene Bauchläden plappern höflich-bestimmt auf die Casino-Bummler ein: »Einsatz, bitte, Einsatz, bitte … « Für 25 Cent spult der Computer ein breites Vokabular herunter, kommentiert die Quickie-Lust am Hebel.
Deutschland gibt mehr als 90 Pronzent Gewinne aus
In Deutschland müssen die scheppernden Maschinen so eingestellt sein, dass sie zwischen 82 und 91 Prozent der Markstücke als Gewinne zurückgeben. In Österreich liegt die Auszahlungsquote bei mehr als 90 Prozent der Einsätze. Sämtliche soziale Schichten und alle Altersgruppen vereinen sich zur Jagd nach der schnellen Mark. »Im alten Bahnhof«, bei den »Geldschluckern« von Baden-Baden, philosophiert ein Rentner: »Vor Gott und der Maschine sind alle Menschen gleich«.
Beim Automatenspiel in Bad Harzburg murmelt eine Hausfrau mit ausdrucksloser Miene: »Du darfst nie die Nerven verlieren. Sonst macht dich die Maschine fertig«. Inzwischen flutschten aus ihrer zitternden Hand zwei weitere Markstücke durch den Schlitz. Ein kaufmännischer Angestellter in Bremen erklärt seine Vorliebe für den kräftigen Abzug: »Man kann nicht immer fernsehen«.
Der Super-Jackpot lockt die Menschen
In Baden bei Wien findet Kommerzialrat Fred Steger Oahrgang 1925) seinen Nervenkitzel. Der Textilfabrikant, Bruder des österreichischen Handelsministers Dr. Norbert Steger, hat schon zweimal den Super-Jackpot geleert. Zuletzt zog der Unternehmer am 29. August 1985, um 19.15 Uhr, über 0,3 Millionen Schilling aus dem elektronisch angezeigten Gewinntopf, der von 14 Geräten gespeist wird. »Jetzt muß der Jackpot doch fallen«, versteifte sich eine dreiköpfige Familie aus Peine und konnte ihre Hand nicht mehr bewegen. Das Trio hatte abwechselnd über eine Woche lang in Hannover einen »einarmigen Banditen« in Bewegung gehalten.
Die Marathonkämpfer hofften täglich 12 Stunden von Casino-Öffnung bis zur Schließung auf den großen Knaller.
Eine elende Schufterei: Drei Mark Einwurf, dann der Druck auf den schweren Hebel, drei Mark Einsatz, ein neuer Gewaltakt. Die Familie, versessen auf zwei Jackpots über jeweils 104 000 Mark, investierte rund 80 000 Mark. Der Vater: »Wir sind ohne Verlust ausgestiegen«. Ein Mathematiker der Spielbank Hannover: »Bei Abrechnung aller Einzelgewinne muss das Trio 16 000 Mark aus eigener Tasche zugelegt haben«. Zwischen 14000 und 16000 Mark liegt der Betrag, den in Deutschland jeder Münz-Spucknapf in nur einem Monat fürs Casino einbehält!